Christian Jordi, Sie arbeiten seit dem 1. November 2014 als Leiter Direktionsstab bei Gesundheitsförderung Schweiz und sind u.a. auch für das Risikomanagement der Stiftung zuständig. Was muss man sich unter einem Risikomanagement vorstellen?
Das Risikomanagement ist eine Führungsaufgabe, die oft auch unter dem Begriff ‚Corporate Governance‘ subsummiert wird. Es umfasst zwei wesentliche Elemente: erstens die strategischen Risiken wie Umwelt- oder Reputationsrisiken. Zweitens die operativen Risiken wie Budgetüberschreitungen oder Fehler aufgrund unklarer Abläufe. Die operativen Risiken werden durch das interne Kontrollsystem (IKS) erfasst, welches auch ein Bestandteil der ordentlichen Revision ist.
Können Sie uns Beispiele für Risiken geben, die Gesundheitsförderung Schweiz identifiziert hat?
Ein externes Risiko können negative Medienberichte sein, welche der Reputation von Gesundheitsförderung Schweiz schaden können. Ein weiteres Risiko liegt darin, dass zu hoch angesetzte Wirkungsziele nicht erreicht werden können. Ein Beispiel für interne Risiken sind Personalausfälle aufgrund von Krankheiten oder Unfällen.
Und wie geht Gesundheitsförderung Schweiz konkret mit diesen Risiken um?
Die strategische Unternehmensausrichtung sowie deren Zielerreichung werden anhand eines Management-Informationssystems pro Quartal durch die Geschäftsleitung überprüft und dem Stiftungsrat kommuniziert. Zudem prüfen der Strategieausschuss und der Audit-Ausschuss (bestehend aus Mitgliedern des Stiftungsrats) einmal jährlich die Entwicklung der strategischen Ausrichtung.
Was können Sie Fachleuten raten, die in ihrem Projekt oder ihrer Organisation ein Risikomanagement etablieren wollen?
Eine wichtige Grundsatzvoraussetzung stellt die Wesentlichkeit dar. Das Risikomanagement soll die essentiellen Risiken erkennen und sie vordringlich behandeln. Weiter muss das Risikomanagement gelebt werden, d.h. allen Mitarbeitenden bekannt und revisionstechnisch überprüfbar sein. Letztlich sollten das Risikoausmass sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit wenn möglich quantifiziert werden.
Eine abschliessende Frage: Gibt es nicht nur für Risiken, sondern auch für Chancen, die sich ergeben können, einen systematischen Umgang?
Wo es Risiken gibt, gibt es auch Chancen. Diese können anhand einer SWOT-Analyse (Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) identifiziert und beeinflusst werden. Gesundheitsförderung Schweiz verfolgt die Entwicklungen im Feld aktiv, um gute Gelegenheiten (‚windows of opportunities‘) erkennen und nutzen zu können. Dazu ist sie in verschiedenen Netzwerken aktiv, in engem Kontakt mit Entscheidungsträgern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Nonprofit-Organisationen und sie beobachtet laufend die politischen Entwicklungen mit Hilfe eines systematischen Politikmonitorings. Zudem sammeln und bewerten wir laufend die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse in unseren Themenbereichen.