Gesundheitsförderung Schweiz

2013 Judith Hübscher-Stettler & Doris Grauwiler (Qualität in Organisationen)

Judith Hübscher-Stettler, Sie sind Beauftragte für Gesundheitsförderung und Prävention im Kanton Thurgau. Welchen Stellenwert hat Qualität in der Gesundheitsförderung und Prävention in Ihrem Kanton?

Hübscher-Stettler: Qualität hat einen hohen Stellenwert. Einer der Leitsätze im Konzept Gesundheitsförderung Thurgau fordert, dass sich Programme und Projekte der Gesundheitsförderung nach anerkannten Qualitätskriterien und in der Praxis erprobten, wirkungsorientierten Modellen richten. Auf Grund der knapper werdenden Ressourcen wird die Qualitätssicherung noch an Bedeutung gewinnen: Sollen die vorhanden Mittel wirkungsvoll und effizient eingesetzt werden, müssen Qualität und Wirksamkeit der verschiedenen Programme, Projekte und Angebote überprüft und gesichert sein.

Wie gelingt die Umsetzung in die Praxis?

Hübscher-Stettler: Zunächst geht es darum bei den Entscheidungsträgern das Verständnis für die Rahmenbedingungen zu schaffen, welche notwendig sind, damit Qualität entstehen kann. Auch die Leistungserbringer müssen zum Thema Qualität sensibilisiert werden, wobei die unterschiedlichen Ausgangslagen zu berücksichtigen sind: einige Organisationen sind noch mit Struktur- und Prozessqualität befasst und bei anderen kann bereits auf Ergebnisqualität fokussiert werden.

Wo erleben Sie Widerstände und wie gehen Sie damit um?

Hübscher-Stettler: Die Herausforderung besteht darin, für die verschiedenen Anspruchsgruppen mit den vorhandenen Mitteln Leistungen zu erbringen, welchen den unterschiedlichen Qualitätsansprüchen genügen. Das heisst, Qualität in Relation mit dem praktisch Mach- und Finanzierbaren zu fordern und zu fördern. Dies ist ein Prozess, der mit handhabbaren, praxisorientierten Instrumenten und Augenmass in Bezug auf die Qualitätsansprüche gefördert werden kann.

Frau Grauwiler, Sie sind als Bereichsleiterin Gesundheitsförderung und Prävention bei der Perspektive Thurgau daran, die beiden Qualitätsinstrumente quint-essenz und Modul X QuaTheDA kombiniert in ihrer Organisation umzusetzen. Wo sehen Sie das Potenzial einer Kombination dieser beiden Qualitätssysteme?

Grauwiler: Das grösste Potential der Kombination liegt im Bereich Konzeption, Entwicklung und Umsetzung von Dienstleistungen (QuaTheDA Modul X/2). Während QuaTheDA mit seinen Anforderungen quasi das Gerüst vorgibt, liefert quint-essenz mit seinen Kriterien und Instrumenten die Inhalte.

Welches sind die grössten Herausforderungen, die sich stellen werden?

Grauwiler: Die grösste Herausforderung ist, dass Gesundheitsförderung und Prävention in QuaTheDA nicht als eigenständige Bereiche erscheinen, sondern „Gesundheitsförderung, Prävention, Früherkennung und Frühintervention“ als Tätigkeitsfeld der Suchthilfe gehandelt wird. Es stellt sich die Frage, ob QuaTheDA dem Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention damit ausreichend Handlungs-spielraum und Entwicklungspotential zugesteht.

Welche Hinweise oder Empfehlungen können Sie Institutionen geben, welche die Qualität ihrer Projekte nachhaltig sichern und fördern wollen?

Grauwiler: Wir stehen ganz am Anfang. Wir fokussieren auf die Qualitätssicherung von Gesundheitsförderungsprojekten als eigenständigem Bereich und versuchen dann die Verknüpfungen zu QuaTheDA so zu machen, dass auch diese Anforderungen erfüllt sind. Das sollte gelingen, weil wir uns im Kernauftrag an den Kriterien und den Instrumenten für Projektqualität von quint-essenz orientieren. Eine mehr oder weniger systematische Anwendung von quint-essenz von der Projektbegründung über die Planung und Durchführung bis hin zur Evaluation gibt den Projekten eine professionelle Grundlage und erfüllt damit auch die Anforderungen von QuaTheDA. Für interdisziplinäre Organisationen, wie die Perspektive Thurgau, welche im Suchtbereich bereits zertifiziert ist, ist die Kombination ein gangbarer Weg.

Letzte Änderung: Donnerstag, 17. Oktober 2013, 11:53 Uhr