Die Ergebnisse des Gesundheitsmonitorings der schweizerischen Migrationsbevölkerung (GMM 2005) und anderer in der Schweiz durchgeführter Studien zeigen, dass die sozioökonomische Lage, der jeweilige Kontext der Migration und die subjektive Wahrnehmung von Gesundheit und Wohlbefinden den Gesundheitszustand von Menschen mit Migrationshintergrund wesentlich beeinflussen. Sozial benachteiligte Migrant/-innen und/oder Menschen mit prekärem Aufenthaltsstatus zeigen beispielsweise in besonderem Masse Risikoverhaltensweisen, etwa Tabakkonsum oder ungesunde Ernährung, und sind häufiger gesundheitlichen Risiken wie Bewegungsmangel und Übergewichtigkeit ausgesetzt. Aus den in vieler Hinsicht vergleichsweise ungünstigen Lebensbedingungen dieser Menschen ergeben sich weitere Gesundheitsrisiken. Hingegen ist bis heute wenig bekannt über gesundheitliche Ressourcen und Potentiale von Migrant/-innen.
Hinzu kommt, dass sowohl das Gesundheitsversorgungssystem wie auch Gesundheitsförderungs- und Präventionssprogramme spezifischen Lebensweisen, unterschiedlichen Wertvorstellungen und Bezugssystemen etc., die mit der Migration verbunden sind, bisher meist ungenügend Rechnung tragen, obwohl diese sich sehr wohl auf das Gesundheitsverhalten von Migrant-/innen (bzw. Angehörigen anderer Minderheiten) und auf deren Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen auswirken. Auch bei der Frage der Wahrnehmung von bzw. Erreichbarkeit mittels Präventionsbotschaften können diese Aspekte eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen.
Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, im Rahmen der Gesundheitsförderung und Prävention die Chancengleichheit der Migrationsbevölkerung zu fördern, wie es auch die Ottawa-Charta (WHO) vorsieht. Chancengleichheit fördern bedeutet auch, die gesundheitsrelevanten Ressourcen von Migrant/-innen verstärkt zu mobilisieren und damit die Mirationsbevölkerung bei der optimalen Entfaltung ihres Gesundheitspotentials zu unterstützen. Ganz abgesehen davon bietet die Berücksichtigung spezifischer Bedürfnisse von Migrant/-innen für qualitativ anspruchsvolle Projekte eine gute Gelegenheit zu prüfen, ob sie der gesellschaftlichen Vielfalt, die sich heute in jeder Zielgruppe niederschlägt, gerecht zu werden vermögen.
Sie unterschätzen den Einfluss, welchen migrationsspezifische Aspekte auf die Gesundheit und das Wohlbefinden ausüben.- Sie meinen über zu wenig Informationen, Kenntnisse und Know-How zu verfügen, um die « Migrationsdimension » in Ihrem Vorhaben berücksichtigen zu können.
Sie befürchten den Erfolg des Projekts zu gefährden, wenn Sie MigrantInnengruppen einbeziehen.- Sie befürchten, dass ein Projekt, welches speziell auf eine Zielgruppe mit Migrationshintergrund ausgerichtet ist oder MigrantInnen in die Zielgruppe einschliesst, nicht die erforderliche finanzielle Unterstützung erhalten würde.
Falls Sie der Meinung sind, dass gesundheitsfördernde Interventionen mit Migration in Zusammenhang stehende Aspekte unbedingt berücksichtigen müssen, empfehlen wir Ihnen, das Grundlagendokument „Migration und Gesundheit“ zu lesen und die Checkliste „Migration“ zu konsultieren.
Gegebenenfalls ist es auch sinnvoll, das Thema mit Ihren MitarbeiterInnen zu diskutieren.
Wenn Sie der hier skizzierte Ansatz nicht zu überzeugen vermag und/oder Sie zusätzliche Informationen oder ausführlichere Argumentationen wünschen, laden wir Sie ebenfalls ein, das Grundlagendokument „Migration und Gesundheit“ zu konsultieren. Sie finden darin ein Glossar, eine Liste mit nützlichen Links und Adressen sowie eine umfassende Bibliographie, und ausserdem im Anhang Informationen zu spezifischen Präventions- und Gesundheitsförderungs-bedürfnissen der Migrationsbevölkerung bzw. bestimmter Zielgruppen.