Erforderliche Kompetenzen
Ob die Durchführung eines Projektes gelingt und ob es gelingt die gesetzten Ziele zu erreichen, ist wesentlich von der Kompetenz der mit dem Projekt beauftragten Personen abhängig. Grundsätzlich werden folgende Arten von Kompetenzen unterschieden:
- Fachkompetenz (in Bezug auf das gewählte Gesundheitsthema)
- Sozialkompetenz (insbesondere kommunikative Kompetenz)
- Methodenkompetenz (in Bezug auf Interventionen in Settings, Evaluation usf.)
Für die Entwicklung, Planung, Durchführung und Evaluation von Gesundheitsförderungs- und Präventionsprojekten sind vielfältige Kompetenzen in allen drei Bereichen erforderlich. Weil kaum eine Person alle erforderlichen Kompetenzen auf sich vereint, kommt sowohl der interdisziplinären und komplementären Zusammensetzung von Projektteams eine zentrale Rolle zu als auch einer breit abgestützten Projektstruktur. Die Mitarbeiter/-innen jeder Institution stellen einen grossen Pool von unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen dar, der für das eigene Projekt genutzt werden kann.
Bei der Fach- und Methodenkompetenz spielt die Güte der Wissensbasis eine wichtige Rolle (Best Practice-Konzept). Die Definition der Ziele, die Auswahl der Zielgruppen und die Wahl der Massnahmen müssen den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Ergänzend dazu soll auch anderes Wissen (Erfahrungswissen, Expertenmeinungen) berücksichtig werden. Wo entsprechendes Wissen fehlt, sollten entdeckte Lücken dokumentiert und kommuniziert werden, um auf diese Weise einen Beitrag zur Stärkung der wissenschaftlichen Grundlagen zu leisten.
Unterstützungsmöglichkeiten
Oft fehlen selbst gut qualifizierten Projektleitungen oder -mitarbeitenden bestimmte Qualifikationen, um spezifische Aufgaben eines Projekts optimal zu erfüllen. Diese Mängel sollten möglichst früh identifiziert werden, da sie den Projekterfolg gefährden und andauernde Überforderung längerfristig Stress verursachen können.
Während die Methoden- und Fachkompetenz im Rahmen eines Auswahlverfahrens abgefragt und getestet werden können, lässt sich die Sozialkompetenz weniger gut festzustellen. Oft zeigen sich Schwächen deshalb erst im Laufe des Projektes. Falls solche auftreten, kann bspw. mittels Coaching für die Projektleitung Unterstützung geholt werden. Für ganze Teams können auch Massnahmen zur Teamentwicklung (Supervision, Intervision) einen wertvollen Beitrag zur weiteren Qualifizierung leisten.
Wenn fehlende Fach- und Methodenkompetenzen festgestellt werden, gibt es grundsätzlich zwei Varianten, wie damit umgegangen werden kann: durch den Beizug von Experten/ Expertinnen oder durch Weiterbildung. (Dies gilt übrigens nicht nur für das Projektteam sondern auch für das Begleitgremium.) Experten/ Expertinnen können interne Fachkollegen sein oder von aussen beigezogen werden. Sie können ihr Fach- und Methodenwissen zur Verfügung stellen, indem sie ausgewählte Aufgaben übernehmen. Oder sie können die Projektleitung/ das Projektteam darin unterstützen die fehlenden Kompetenzen zu erwerben (bspw. durch Projektberatung oder Supervision).
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter/-innen und der Projektleitung sollten so oder so laufend gestärkt und gezielt gefördert werden. Finanzielle Beiträge dafür müssen, wenn die Trägerinstitution des Projekts nicht dafür aufkommt, im Projektbudget einkalkuliert werden (Budgetierung).
Literaturhinweise
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Schelle, H. (1996). Projekte zum Erfolg führen: Projektmanagement systematisch und kompakt (2. überarb. und erweiterte Auflage 1999 ed.). München: Beck Verlag.
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Pfister, T., & Mom, C. (1997). Gesunde Betriebe - Gesunde Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Leitfaden zur Gesundheitsförderung im Betrieb. Zürich: Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität.
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Schiersmann Christiane, Thiel Heinz-Ulrich (2000). Projektmanagement als organisationales Lernen. Ein Studien und Werkbuch (nicht nur) für den Bildungs- und Sozialbereich. Opladen: Leske + Budrich.
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Schmacke, Norbert (2009). Was bringt ein evidenzbasierter Ansatz in Prävention und Gesundheitsförderung? In: Kolip, Petra & Müller, Veronika E. (Hrsg.). Qualität von Gesundheitsförderung und Prävention, S. 61-72. Bern: Huber.
- Sie sind es nicht gewohnt interdisziplinär zu denken und zu handeln. Sie arbeiten mit denjenigen Kompetenzen, über welche Sie selbst verfügen und sind damit bisher gut gefahren.
- Sie gehen nicht auf Ihre Arbeitskolleg/-innen zu, weil Sie diese nicht zusätzlich belasten möchten oder weil Sie zu wenig Bescheid wissen, in welchen Bereichen die Kompetenzen der anderen liegen.
- Sie erkundigen nicht nach dem neuesten Wissensstand, weil Sie denken diesen schon zu kennen, weil Sie nicht wissen wie Sie dabei vorgehen sollen oder weil Ihnen die Zeit dazu fehlt.
- Sie haben Angst fehlende Kompetenzen zu thematisieren und nach Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen, weil Sie schlecht dastehen und vielleicht die eigne Anstellung riskieren könnten resp. weil Sie andere Personen nicht in ein schlechtes Licht rücken möchten.
- Sie haben zu wenig Geld und Zeit für Weiterbildungen oder Aufträge an externe Expert/-innen budgetiert.
- Wenn Sie sich am aktuellen Wissenstand orientieren, können Sie vermeiden, dass Sie mit Ihrem Projekt am falschen Ort ansetzen resp. dieselben Fehler nochmals begehen, die andere schon gemacht haben. Wenn Sie zudem erfolgreiche Ansätze aus unterschiedlichen Disziplinen einsetzen, können Sie damit die Wirksamkeit Ihres Projektes positiv beeinflussen.
- Ein starkes Team mit guter Kommunikations- und Konfliktkultur arbeitet effizienter und erzielt bessere Erfolge. Sich gezielt Unterstützung zu holen, fördert die Effizienz und letztlich auch die Kosteneffizienz des Projektes.
- Klären Sie Ihren Zugang zu aktuellem, für Ihr Projekt relevantem Fachwissen. Konsultieren Sie wichtige Fachliteratur, Fachzeitschriften und Internetportale.
- Schaffen Sie sich ein breites Netz von Fachpersonen, die Sie für bestimmte Probleme und Fragestellungen beiziehen können (Kollegiale Beratung).
- Ziehen Sie wenn nötig externe Expert/-innen für Projektberatung und Supervision bei (möglichst mit Referenzen!).
- Planen Sie bei der Budgetierung ausreichend Mittel für Beratung und Weiterbildung ein.
- Regen Sie im Projektteam die Teilnahme an spezifischen Weiterbildungsangeboten an und sorgen Sie für finanzielle Beiträge.
- Kennen Sie die Kompetenzen und Ressourcen des Projektteams? Und kennen Sie die Kompetenzen und Ressourcen der weiteren Mitarbeiter/-innen der Trägerinstitution?
- Sind Sie bereit sich auf neue Erkenntnisse einzulassen, auch wenn diese Ihrem bisherigen Wissen und Ihren bisherigen Überzeugungen widersprechen?
- Entsprechen die Qualifikationen der Projektleitung, der Mitarbeitenden im Projektteam sowie im Begleitgremien den Anforderungen des Projekts?
- Erlaubt es das Klima im Projektteam/ im Begleitgremium fehlende Kompetenzen anzusprechen? Sind Sie bereit sich beraten zu lassen und dazu zu lernen?