Gesundheitsförderung Schweiz

Zukunft Community

Martina Blaser & Günter Ackermann (Gesundheitsförderung Schweiz)

Das Qualitätssystem quint-essenz kann in der Gesundheitsförderung und Prävention sowohl als Nachschlagewerk, Projektmanagement-Tool, Toolbox als auch als Austauschplattform genutzt werden.

Die Community Plattform ist erst seit gut zwei Jahren Bestandteil des Online-Angebots von quint-essenz. Fachpersonen und Organisationen können ihr Profil öffentlich sichtbar machen, ihre Projekte veröffentlichen und sich mit anderen Fachpersonen und Organisationen in Fachgruppen zu verschiedenen Themen austauschen. Was ist das Potential der Community und wo steht sie heute?

Die Community-Plattform entstand aus der Idee, die vielfältigen Projekte und Kompetenzen auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung und Prävention sichtbar zu machen und den Austausch zwischen Fachleuten zu fördern. Die Austauschplattform soll längerfristig einen guten Überblick über das Fachgebiet und deren Aktivitäten liefern. Sie hilft, rasch gewünschte Kompetenzen und ähnliche Projekte zu finden, sich entsprechend zu vernetzen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren.

Die Entwicklung der Austauschplattform dauerte rund zwei Jahre. In mehreren Workshops mit ca. 20 Projektleitenden und Organisationsvertreter/-innen wurde sie reflektiert und diskutiert. Am 7. Mai 2010 konnte sie schliesslich im Kursaal in Bern der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden.

Insgesamt sind bisher 218 Fachpersonen, 64 Projekt- und 46 Organisationsprofile öffentlich und in 93 Fachgruppen sind 422 Fachpersonen vernetzt. Auf den ersten Blick sind die Zahlen beachtlich und ein Blick in die Liste der Fachpersonen zeigt viele bekannte Gesichter unseres Feldes. Andererseits könnte die Bilanz sowohl vom Umfang als auch von der Aktivität der Community-Mitglieder besser sein. Gemessen am Umstand, dass auf quint-essenz rund 5000 Nutzer/-innen und über 2000 Projekte registriert sind, sehen die bisher veröffentlichten Personen- und Projektprofile noch bescheiden aus und auch ein näherer Blick in die Fachgruppen zeigt, dass sich der Austausch bisher in Grenzen hält.

Gesundheitsförderung Schweiz und das quint-essenz Team möchte Sie und andere Fachleute motivieren, hier gemeinsam einen Schritt weiter zu gehen. Dies aus verschiedenen Gründen:

  • Gemäss einer Delphibefragung unter Expertinnen und Experten im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention ist eine verbesserte Koordination des Wissensaustauschs notwendig (Meier Magistretti, Hafen, Varga & Kirschner, 2011). Diese Notwendigkeit bezieht sich insbesondere auch auf eine damit verbundene verbesserte Wirksamkeit und Qualität von Projekten (Hafen & Meier Magistretti 2011). Auch der Bedarf an Wissen zu Best-Practice-Beispielen scheint aufgrund dieser Befragung hoch zu sein. Die quint-essenz Community bietet hier eine ideale Unterstützungsmöglichkeit. Allerdings nur dann, wenn Projektbeispiele auf der Plattform sichtbar gemacht werden.
  • Es gibt viele Webseiten, auf welchen einzelne Projekte der Gesundheitsförderung und Prävention dokumentiert sind. Es ist allerdings aufwändig und schwierig, diese zu suchen und zu finden. Hier kann die Community-Plattform von quint-essenz als Meta-Datenbank den Zugang zu Projekten vereinfachen – einfach ein Kurzprofil zum Projekt erfassen, veröffentlichen und auf die eigene Projektseite verlinken.
  • Die Community-Plattform von quint-essenz hat gegenüber anderen Social-media Plattformen den Vorteil, dass sie auf Fachleute rund um Gesundheitsförderung und Prävention fokussiert und so eine rasche Übersicht über dieses Feld ermöglicht.
  • Ein weiterer Vorteil ist die Einbettung der Austauschplattform in ein umfassendes Qualitätssystem, welches zahlreiche Informationen und Instrumente mitliefert. Das Projektmanagement-Tool ermöglicht eine systematische Planung von Projekten, die einfach per Knopfdruck veröffentlicht werden können.
  • Die Plattform gibt besonders auch Neueinsteiger/-innen die Chance, rasch einen Überblick über die Kompetenzen und Aktivitäten im Feld der Gesundheitsförderung und Prävention zu erhalten und Kolleginnen und Kollegen zunächst virtuell kennen zu lernen und anzusprechen.

Um der Frage nachzugehen, was Fachleute daran hindert, Ihre Projekte und Erfahrungen im Internet sichtbar zu machen, wurden verschiedene Community-Mitglieder nach ihrer Einschätzung gefragt. Die Antworten waren sehr unterschiedlich: einerseits scheinen Fachpersonen stark in Routinen verankert zu sein und nehmen nur zögerlich neue ‚Umgangsformen‘ an. Viele bevorzugen den realen Austausch an Tagungen, Arbeitstreffen etc. und sehen keinen unmittelbaren Mehrwert einer virtuellen Vernetzung. Einige wenige Fachpersonen tun sich überdies schwer mit der Veröffentlichung eigener Projektideen, weil andere diese kopieren und selbst nutzen könnten. Für einige, tendenziell eher ältere Fachleute spielen auch technische Hürden eine Rolle.

Der Nutzen einer virtuellen Datenbank hängt von der Wahrscheinlichkeit ab, zu etwas Gesuchtem tatsächlich auch attraktive Treffer zu finden. Wenn ein Grossteil der Organisationen, Fachpersonen und Projekte über die Community-Plattform gefunden werden kann, motiviert dies die Nutzer/-innen auch beim nächsten Mal wieder quint-essenz als Plattform für ihre Suche zu nutzen. Es ist also wichtig, möglichst viele Akteure und Aktivitäten sichtbar zu machen. Unterstützung hierbei können Organisationsverantwortliche leisten, welche die Veröffentlichung und Aktualisierung der Projekte ihrer Organisation als Bestandteil ihrer Qualitätskultur verankern und so einen Beitrag an das organisationsübergreifende Wissensmanagement liefern. Sie können dazu beitragen, dass ihre Mitarbeitenden neue Formen des Austausches ausprobieren und neue Routinen entwickeln. Der Beitrag von Gesundheitsförderung Schweiz und des quint-essenz Teams liegt darin, die Plattform zu betreuen, interessierte Fachpersonen mittels Einführungsseminaren und Beratungen/Schulungen (Links) zu unterstützen und die Plattform aufgrund von Feedbacks aus der Praxis bedürfnisorientiert weiter zu entwickeln.

Mit einem bescheidenen Beitrag von jährlich max. 1-2 Stunden pro Projekt, Organisation und Fachperson hätten wir eine umfassende und stets aktuelle Kompetenz- und Projektdatenbank - eine einzigartige Grundlage für virtuellen Austausch und Lernen!

Literatur

Meier Magistretti, D., Hafen, M., Varga, I. & Kirschner, M. (2011). Wissensaustausch in Gesundheitsförderung und Prävention: Grundlagen einer Bedarfserhebung zu einer „Koordinationsstelle Wissensaustausch in Prävention und Gesundheitsförderung“: Schlussbericht. Luzern: Hochschule Luzern, Soziale Arbeit.

Letzte Änderung: Mittwoch, 13. Juni 2012, 13:24 Uhr